In Augsburg fand vom 30. September bis 1. Oktober das Jahrestreffen des bundesweiten Netzwerks Leichte Sprache e.V. statt.
Wir veröffentlichen hier die Pressemitteilung des Netzwerks:
Leichte Sprache in der Medizin ist für uns alle hilfreich
Menschen mit Lernschwierigkeiten streiten für Ihr Recht auf Leichte Sprache
Augsburg (oh) Das bundesweite Netzwerk Leichte Sprache e.V. veranstaltete vom 30. September bis 01. Oktober das jährlich stattfindende Netzwerktreffen in Augsburg. Zahlreiche Mitglieder mit und ohne Lernschwierigkeiten und Gäste aus Fachverbänden und Einrichtungen der Behindertenhilfe arbeiteten zwei Tage intensiv zum Thema Leichte Sprache. In Workshops, Gesprächsrunden und Podiumsdiskussionen wurden die Chancen und Herausforderungen von Leichter Sprache interaktiv beleuchtet. Höhepunkt der beiden Tage war das Pressegespräch, bei dem neben Mitgliedern des Netzwerkes auch der Beauftrage für die Belange der Menschen mit Behinderung der Bayerischen Staatsregierung Holger Kiesel sowie der 3. Bürgermeister und Sozialreferent der Stadt Augsburg Dr. Stefan Kiefer auf dem Podium vertreten waren. Menschen mit Lernschwierigkeiten traten – sich selbst vertretend – für ihr Recht auf Leichte Sprache in den verschiedensten Lebensbereichen ein. „Wir wollen mehr Leichte Sprache in der Politik“ – diese Forderung wünschen sich vermutlich nicht nur Menschen mit Lernschwierigkeiten. Eine Teilnehmerin berichtete von ihrer Erfahrung bei der diesjährigen Europawahl – bei der erstmals die Aufhebung des Wahlausschlusses von Menschen mit Behinderung zum Tragen kam, und somit auch Menschen mit Lernschwierigkeiten an der Wahl teilnehmen konnten. Sie berichtete, wie sehr sie davon profitiert habe, dass es Wahlprogramme in Leichter Sprache gab, die sie in ihrer Wahlentscheidung erheblich unterstützt haben. In anderen Bereichen – beispielsweise im medizinischen Bereich – hat das Fehlen von Leichter Sprache eine ganz andere Tragweite. Noch viel zu oft machen Menschen mit Lernschwierigkeiten bei Krankenhausaufenthalten die Erfahrung, dass Informationen zu Diagnosen nicht mal in allgemein verständlicher, sondern sehr fachspezifischer schwerer Sprache vermittelt werden. Ein Teilnehmer sagte: „Wenn wir das nicht verstehen, dann macht es uns Angst.“ Kiesel bekräftigte die Aussage mit den Worten: „Leichte Sprache in der Medizin ist für uns alle hilfreich.“ Im alltäglichen Leben erleichtert Leichte Sprache zum Beispiel das Bedienen von Fahrkartenautomaten. Bürgermeister Kiefer sprach sich dafür aus, sich mit den Stadtwerken der Stadt Augsburg in Verbindung zu setzen, um eine Erleichterung in der Bedienung der Ticketautomaten zu erreichen. Der tosende Applaus des Publikums war bezeichnend für die Dringlichkeit von mehr Leichter Sprache im alltäglichen Leben.
Die zwei Tage waren prall gefüllt. Die Mitglieder und Gäste der Tagung traten inspiriert und motiviert die teils sehr lange Heimreise an. Beim nächsten Treffen des Netzwerks Leichte Sprache e.V. werden sich alle darüber austauschen, was sich bis dahin weiterentwickelt hat. Den Mitgliedern des Netzwerks und den Gästen aus der Fachwelt ist bewusst: es gibt noch viel zu tun. Wichtige Schritte sind getan: für die Rechte von Menschen mit Lernschwierigkeiten eintreten, zum Thema Leichte Sprache informieren und mit Politik und Vertretern für Menschen mit Behinderung ins Gespräch kommen.